Strichcodes und Barcodes sind weit verbreitet. Schwarz-weiße Barcodes finden sich auf Verpackungen, Versandetiketten von Paketen, auf Buchrückseiten und vielem mehr. Nachteil: Diese Barcodes beinhalten nur eine geringe Menge an Daten. Deshalb müssen oft Verweise auf Webseiten hinterlegt werden, die mehr Informationen über das Produkt und ähnliches enthalten. Im Gegensatz dazu kann der vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT entwickelte bunte JAB Code deutlich mehr Daten auf gleicher Fläche speichern. Der JAB Code entstand im Auftrag des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik BSI.

Laut SIT muss der bunte Code nicht auf Datenbankverweise und Links als Hilfsmittel zurückgreifen, sondern speichert die Informationen in seinen bunten Kästchen. Arbeitszeugnisse, Schulungszertifikate und Testamente oder auch Echtheitsnachweise für Produkte können mit dem JAB Code abgesichert werden. Laut SIT soll der JAB Codebis 2022 zu einem ISO-Standard geführt werden. Der JAB Code ist nicht lizenzierungspflichtig, open source und in der Praxis einsetzbar. Unter www.jabcode.org können interessierte Unternehmen den bunten Barcode testen.

Der Code wurde von den Experten des Fraunhofer SIT mit hoher Datendichte entwickelt, damit Dokumente auch offline als echt ausgewiesen werden können. Mit einem JAB Code kann die Echtheit von Dokumenten prüfbar gemacht werden, um die Fälschungssicherheit zu erhöhen. Dazu wird der Inhalt eines Dokuments digital signiert und verschlüsselt, sodass er nicht mehr unbemerkt nachträglich verändert werden kann. Der signierte Inhalt und die Signatur werden in einem JAB Code abgebildet. Dann wird der JAB Code mit einem handelsüblichen Farbdrucker auf das zugehörige Dokument gedruckt. Jeder Berechtigte kann jetzt mit seinem Smartphone den JAB Code scannen und damit die Echtheit des Dokuments prüfen: Zunächst liest und verifiziert das Smartphone die digitale Signatur. War das erfolgreich, wird der Dokumenteninhalt auf dem Smartphone des Prüfers oder der Prüferin angezeigt, sodass er das Papier mit dem angezeigten Inhalt vergleichen kann. Sollte er oder sie Unterschiede feststellen, ist das vorliegende Papier gefälscht.

Wo kann der JAB Code eingesetzt werden?

Er eignet sich zum Beispiel wenn zwischen Behörden und Endnutzer oder Unternehmen Dokumente ausgetauscht werden, aber keine gemeinsame Datenbank, etwa aus Datenschutzgründen, zur Überprüfung existiert.  So haben beispielsweise Unternehmen in Grenzregionen während des durch die Coronakrise bedingten Lockdownihren Mitarbeitenden einen Passierschein ausgestellt, der bezeugen sollte, dass diese Person bei dem Unternehmen arbeitet und hierfür regelmäßig die Grenze passieren muss. Dieser Passierschein ist ein Papier mit einem Firmenstempel, und Beamte an der Grenze können die Echtheit des Dokuments nicht ohne weiteres prüfen. Mit Hilfe von digitalen Signaturen und einem JAB Code könnte eine Prüfung vereinfacht und zusätzlich fälschungssicher und datenschutzkonform gestaltet werden.

Ein weiteres Beispiel sind ärztliche Rezepte. Sie können gefälscht werden, um an teure Medikamente zu kommen, auch Doppeleinreichungen sind ein Problem. Mit einem JAB Code könnte das verhindert werden, denn der bunte Code speichert direkt auf dem Rezept alle wichtigen Informationen. Der Arzt oder die Ärztin extrahiert bei der Ausstellung des Rezepts bestimmte einmalige Eigenschaften des Rezeptpapiers, wie Struktur oder Fasern, die wie eine Art Fingerabdruck des Papiers sind. Dies geschieht mit einer handelsüblichen Kamera, beispielsweise eines Smartphones und dauert nur wenige Sekunden. Mit diesem Papierfingerabdruck und dem Inhalt des Rezepts, also welche Medikamente verschrieben werden, signiert der Arzt oder die Ärztin das Rezept digital. Aus den signierten Daten wird gemeinsam mit der digitalen Signatur des Arztes ein JAB Code erstellt und auf das Rezept gedruckt. In der Apotheke prüfen Apothekerin oder Apotheker zunächst die digitale Signatur mittels Scan über ein Smartphone. Ist die Signatur verifiziert und passen die Papiereigenschaften im JAB Code und vom vorliegenden Rezept zusammen, wissen die Apotheken-Angestellten, dass es sich um ein Originalrezept handelt.

Der bunte Code ist auf dem Weg zur ISO 23634 und voraussichtlich schon Anfang 2021 als Standard erhältlich. Mehr dazu unter https://www.iso.org/standard/76478.html

(Quelle: www.sit.fraunhofer.de)