In vielen Ländern ist das selbstverständlich, in Deutschland noch nicht – welche aktuellen Entwicklungen gibt es und vor allem, wie sicher ist „Mobile Payment“?

Für die Postbank-Studie „Der digitale Deutsche und das Geld“ wurden 2015 mehr als 6.000 Bundesbürger befragt, darunter 3.000 Vertreter digitalaffiner Zielgruppen. Der Untersuchung zufolge nutzen vor allem jüngere Deutsche mobile Bezahlmethoden. Die große Mehrheit der Deutschen lehnt Mobile Payment dagegen weiterhin ab. Stolze 94% der Befragten sind der Ansicht, das Bezahlen mit Smartphone & Co. sei mit Risiken verbunden. Und etwa 40% bekennen, dass sie Mobile Payment aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht nutzen. „Die Akzeptanz des mobilen Bezahlens wird jedoch steigen“, ist sich Dieter Sprott, Experte bei den ERGO Direkt Versicherungen, sicher: „Schaut man sich beispielsweise in den öffentlichen Verkehrsmitteln um, so sind dort fast alle Leute mit ihren Smartphones beschäftigt. Aus meiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis der ständige Begleiter auch das Bezahlen übernimmt.“ Der Experte zu aktuellen Entwicklungen, Hemmnissen und Chancen.

Viele Anbieter – Versuche, das mobile Bezahlen hierzulande zu fördern, gab und gibt es mehrere. Anbieter wie SQWallet, Paymey und zuletzt die Otto-Tochter Yapital hätten sich bereits wieder aus dem Markt zurückgezogen, den wohl die großen Player wie Apple, Google, Paypal (eBay) oder Samsung unter sich aufteilen werden, glaubt Sprott. Ähnliches prognostiziert PricewaterhouseCoopers (PwC) in seiner Studie „Mobile Payment in Deutschland 2020“: Von zeitweise etwa 80 Unternehmen mit Lösungen für Payment-Applikationen werde sich die Zahl der Anbieter im Jahr 2020 wohl auf drei bis fünf reduzieren. Die Kundenbasis für mobile Bezahlsysteme werde bis dahin aber ordentlich zulegen – von 176.000 im Jahr 2014 auf über 11 Millionen Endverbraucher.

Unterschiedliche Technologien – Neben der geringen Zahl an Möglichkeiten, mit dem Smartphone zu bezahlen, verhinderten bislang auch die unterschiedlichen Technologien den Erfolg der mobilen Zahlungsmethode. Am weitesten verbreitet sind QR-Codes, Apps und NFC („Near Field Communication“, deutsch: Nahfeldkommunikation). Bislang fehlte ein Übertragungsstandard. Doch inzwischen haben sich die führenden Smartphone-Hersteller wie Apple und Samsung zum NFC-Standard bekannt. Dabei lassen sich per Nahfunk Zahlungsinformationen über kurze Distanzen von wenigen Zentimetern an ein Lesegerät übermitteln. Für die Datenübertragung hält der Nutzer sein mit einem NFC-Chip ausgerüstetes Smartphone einfach an den Bezahlterminal. Dadurch aktiviert sich die entsprechende Zahlungsanwendung und das Konto beziehungsweise die Kreditkarte wird mit dem Betrag belastet. Anschließend erhält der User eine Kassenquittung. Die Bezahlvorgänge sind in der App des jeweiligen Anbieters gespeichert und dort jederzeit nachzulesen. Bei neueren Smartphones ist oft schon ein NFC-Chip integriert. Ältere Modelle können User mit einem NFC-Sticker nachrüsten, den sie auf die Rückseite des Geräts kleben.

Aufwendige Einrichtung – Mobilfunkanbieter wie die Deutsche Telekom, Vodafone, O2 und Base haben bereits ihre eigenen Lösungen (MyWallet, Vodafone Wallet, mpass und Base Wallet) realisiert, um ihren Kunden das Bezahlen mit dem Smartphone zu ermöglichen. Die Anwendungen werden auch schon von einigen Supermärkten, Kaufhäusern, Shops und Tankstellen akzeptiert. Bevor Smartphone-Nutzer die digitale Geldbörse (auch Mobile Wallet genannt) einsetzen können, müssen sie sich aber meist erst eine App herunterladen, sich registrieren und ihre Kreditkarten- oder Kontodaten hinterlegen. „Viele Verbraucher scheuen zunächst den Aufwand, schätzen aber hinterher den Komfort, quasi nur mit einer Handbewegung an der Kasse bezahlen zu können“, so Sprott. Während sie Beträge bis 25 Euro in der Regel ohne die Eingabe einer PIN begleichen können, fragt das System bei Zahlungen über 25 Euro eine PIN ab.

Künftig mehr Sicherheit – Auch die drei Marktführer Apple, Google und Samsung haben Mobile Wallet Anwendungen entwickelt. Ihre Bezahldienste Apple Pay, Android Pay und Samsung Pay sind unter anderem in den USA, aber noch nicht in Deutschland verfügbar. Laut Sprott fänden Smartphone-Besitzer in Zukunft die entsprechenden NFC-Chips und die dazugehörigen Anwendungen vorinstalliert, die Autorisierung erfolge dann per Fingerabdruckscan. Dies soll anwendungsfreundlicher sein und für zusätzliche Sicherheit sorgen. Dadurch, dass die NFC-Technologie nur auf eine geringe Entfernung funktioniert, besteht zwar bereits ein gewisses Maß an Sicherheit. Zumindest theoretisch ist aber trotzdem Datenklau möglich, da eine Verschlüsselung der Daten nicht zwingend vorgeschrieben ist. Um die von den Anwendern gewünschte Sicherheit zu erreichen, müssten die Hersteller noch nachbessern und weitere moderne Sicherheitsmechanismen einbauen, sagt Dieter Sprott, etwa die Möglichkeit nach dem Verlust des Handys die digitale Geldbörse per Fernzugriff zu löschen. Außerdem müssten Anbieter potenziellen Nutzern weitere Anreize geben, etwa in Form von Preisvorteilen, damit diese sich regelmäßig für das digitale Bezahlen entscheiden.

(Quelle: www.ergo.de; ERGO Versicherungsgruppe)