Aktuell kommt der Druck auf den deutschen Mittelstand von allen Seiten. Neben Corona, Bürokratielasten, Lieferkettenprobleme und Preissteigerungen von Vorprodukten herrscht in vielen Branchen und Bereichen ein Fachkräftemangel. Vor allem Unternehmen in ländlichen, vermeintlich unattraktiven Regionen sind davon betroffen.

Lage auf dem Personalmarkt

Nach einer Analyse der Rekrutierungsplattform Stepstone stieg die Zahl der Stellengesuche in den Bereichen Einkauf, Materialwirtschaft, Logistik, Fertigung und IT um bis zu 50 Prozent.  70 % der befragten Mittelständler haben Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Das ist alarmierend, stehen doch mit der Digitalisierung und Umsetzung der Klimavorgaben gewaltige technologische und investive Herausforderungen vor der Tür. Ohne gutes Personal wird das nicht zu schaffen sein.

Verstärkt wird der Personalengpass noch dadurch, dass bis 2030 die letzten Beschäftigten aus den geburtenstarken Jahrgängen (Baby Boomer) in Rente gehen. Die gut ausgebildeten Fachkräfte der jüngeren Generationen bleiben jedoch nach ihrer Ausbildung nicht alle in Deutschland. Vor allem Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler gehen ins Ausland, häufig in die USA und zu den großen Tech-Unternehmen. Nach Angaben des BIB Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zogen in den vergangenen zehn Jahren über 1,3 Mio. Deutsche ins Ausland. Dasbleibt nicht ohne Folgen. Der Kampf um die Verbliebenen wird heftiger, zumal nicht genügend Hochqualifizierte einwandern.

Was ist zu tun?

  • Standort: Viele mittelständische Unternehmen sind in ländlichen Regionen beheimatet. Für viele international ausgerichtete Top-Leute sind diese Standorte „jwd“ unattraktiv. So richten immer mehr Mittelständler wie HELLA oder die Kirchhoff-Gruppe Büros in attraktiven deutschen Großstädten ein. Die Kommunikation kann von dort dann überwiegend auch per Videokonferenz erfolgen. Corona hat dafür den Weg bereitet.
  • Ausbildung: Neben den Top-Leuten sind aber auch viele „einfache“ Ingenieure und Industriearbeiter notwendig. Das geht nicht ohne eigene Ausbildung und intensives Anwerben von regional orientierten Potenzialen an Schulen und Fachhochschulen.
  • Ausland: Vor allem in süd- und osteuropäischen Ländern ist die Jugendarbeitslosigkeit hoch. Es lohnt sich daher, ggf. in Kooperation mit anderen Mittelständlern und der regionalen Wirtschaftsförderung, intensive „Rekrutierungsfeldzüge“ zu starten.Bindung: Viele erfolgreiche Mittelständler schaffen es, ihre Mitarbeiter/innen langfristig zu binden und auch die Nachwuchspotenziale in deren Familien zu erschließen. Der Stolz bei einer guten Firma über Generationen zu arbeiten, muss wieder gezielt gefördert werden. Die Möglichkeiten dazu sind zahlreich.